Luise Büchner

Luise Büchner ist unten links zu sehen, mit ihr sind Louise Otto-Peters, Mathilde Weber, Henriette Goldschmidt, Lina Morgenstern, Marie Loeper-Housselle, Auguste Schmidt, Helene Lange, Bertha von Marenholtz-Bülow und Marie Calm abgebildet. Die Gartenlaube erschien von 1853 an im wöchentlichen Rhythmus und war bis Ende des 19. Jahrhunderts eine der bekanntesten Zeitschriften im Deutschen Reich.

„Die Führerinnen der Frauenbewegung in Deutschland“, Illustration aus der Zeitschrift Die Gartenlaube aus dem Jahre 1894.
Quelle: Die Gartenlaube. Illustriertes Familienblatt Nr. 15 (1894), S. 257; Bestand AddF Kassel, Sign.: A-F1/00373.

Luise Büchner (am 12.06.1821 als Elisabethe Emma Louise Büchner geboren) war eine bekannte Frauenrechtlerin, Schriftstellerin und Georg Büchners jüngere Schwester.

In ihrem 1855 veröffentlichten Buch Die Frauen und ihr Beruf forderte Büchner die „Gleichberechtigung des Mädchens mit dem Knaben in der Erziehung“ und eine „völlige Gleichstellung beider Geschlechter“. Besonders wichtig waren ihr die Bildung und Ausbildung von Mädchen sowie der Anspruch von Frauen auf Bildung, Beruf und auf ein eigenes Einkommen. Büchner selbst war aufgrund ihres Geschlechts der Besuch des Gymnasiums im Gegensatz zu ihren Brüdern nicht erlaubt und sie eignete sich als Autodidaktin „nach und nach einen seltenen Schatz in Sprachen, Literatur und Geschichte an“. (Hauschild)

Ihre ausgezeichneten Geschichts- und Litteraturvorträge erregten bald die Aufmerksamkeit der Großherzogin Alice von Hessen, der Förderin aller weiblichen Interessen, und in nahem Zusammenwirken schufen die edle Fürstin und die schlichte, stark denkende und warm fühlende Schriftstellerin die ausgezeichneten Anstalten: den Alice-Bazar, das Alice-Lyceum und eine Industrieschule für Mädchen.

Die Gartenlaube. Illustriertes Familienblatt, Nr. 15 (1894), S. 258.

Neben Luise Büchner engagierten sich auch weitere Familienmitglieder in den Alice-Vereinen. Die Alice-Vereine strebten eine verbesserte schulische Bildung und berufliche Ausbildung von Frauen und Mädchen an, die sie mithilfe von eigenen Schulen und Lehrern erreichen wollten. Luise Büchners Schwester Mathilde war Mitglied im Darmstädter Alice-Frauenverein für Krankenpflege, ihr Bruder Wilhelm kümmerte sich um die finanziellen Angelegenheiten des Pfungstädter Alice-Frauenvereins, an dessen Spitze wiederum seine Frau Elisabeth stand. Ihr jüngerer Bruder Ludwig war während des deutsch-französischen Kriegs ärztlicher Leiter des Lazaretts in der Darmstädter Turnhalle, in der Pflegerinnen des Alice-Frauenvereins verwundete Soldaten versorgten.

Auch nach Luise Büchners Tod im Jahre 1877 wirkt ihr Vermächtnis weiter. Die Luise-Büchner-Gesellschaft e.V. vergibt seit 2012 jährlich zu Luise Büchners Todestag am 28. November den mit 2.500 Euro dotierten Luise-Büchner-Preis für Publizistik an Autorinnen und Autoren, die „Ungleichheiten zwischen den Geschlechtern aufdecken und Wege zu einer geschlechtergerechten Gesellschaft aufzeigen“. Weiterhin wurde die Bibliothek für Frauengeschichte und Frauenfragen im Darmstädter Literaturhaus nach ihr benannt. Luise Büchner gilt noch heute als eine der bahnbrechenden Frauen der Frauenbewegung des 19. Jahrhunderts.

Literaturverzeichnis:

Boehncke, Heiner, Hans Sarkowicz und Peter Brunner: Die Büchners oder der Wunsch, die Welt zu verändern. Frankfurt am Main: Societäts-Verlag 2008.

Büchner, Luise: Die Frauen und ihr Beruf. Frankfurt am Main: Meidinger 1856.

Hauschild, Jan-Christoph: Georg Büchners Frauen: 20 Porträts aus Leben und Dichtung. München: dtv 2013.

Luise-Büchner-Gesellschaft: http://www.luise-buechner-gesellschaft.de/category/luisebuechnerpreis/ (abgerufen am: 03. September 2019)

Schmidt, Agnes: Die Alice-Vereine im Großherzogtum Hessen-Darmstadt (1867-1918) Festschrift anläßlich der Gründung der Alice-Frauenvereine in Darmstadt vor 150 Jahren (1867). Darmstadt: Luise-Büchner-Bibliothek des Deutschen Frauenrings 2017.

Dies.: „Was unsren Mädchen Not tut ist eine ganz gründliche Kenntnis der Weltgeschichte…“ Luise Büchner als Historikerin. – In: Mitteilungen des Oberhessischen Geschichtsvereins Gießen 99 (2014), S. 37-50.

Stadtlexikon Darmstadt: https://www.darmstadt-stadtlexikon.de/l/luise-buechner-bibliothek.html (abgerufen am: 03. September 2019)